Transpyr #1

Mit dieser Tour habe ich mir ganz neue Ziele gesteckt. Die bisherigen Touren waren deutlich kürzer und die Alpen sind für mich bekanntes Terrain. Dieser Bericht ist daher auch einer über große körperliche und mentale Herausforderungen und Schmerzen, Hitze und einem Crash, der das Ende der Tour hätte bedeuten können.

Zwölf Tage und knapp 950 Km können sehr viel Stoff für Geschichten liefern und mit Sicherheit waren einige Tage spannender als andere. So war mein persönliches absolutes „lowlight“ die Schinderei am 2. Tag. Aber auch Simon´s Crash am 7. Tag war nicht unbedingt ein Highlight. Andererseits schwelge ich noch immer sehr gerne in Erinnerungen, wenn ich an die Trails und Abfahrten der Tage 5 und 9 denke. Gepaart mit den Erfahrungen des 4. Tages – der nicht einfach nur lang, sondern auch sehr ereignisreich gewesen ist – waren das definitiv die herausragendsten Tage dieser Transpyr*.

Quick Facts

Gefahren vom 16. Juli 2018 bis 27. Juli 2018 (12 Tage)
Von Rosés am Mittelmeer nach San Sebastián am Atlantik
945 Kilometer / 21.150 Höhenmeter / 88:49 Stunden auf Achse (reine Fahrzeit)

1. Tag - 16. Juli 2018

Rosés – Albanyà

72,05 Kilometer / 1.188 Höhenmeter / 6:31 Stunden auf Achse

Endlich geht es los!

Rosés ist nicht besonders weit ins Hinterland ausgedehnt und daher brauchten wir nicht lange um den Startpunkt unserer Tour hinter uns zu lassen. Die ersten Kilometer radelten wir entspannt auf Schotterwegen über ausgedehntes Brachland in Richtung der Pyrenäen, die man schon in der Ferne sehen konnte. Wenige Stunden nachdem wir gestartet waren, begann sich der Himmel zuzuziehen und öffnete dann wenig später seine Schleusen. Zum Glück waren wir noch nicht so weit entfernt von der Zivilisation, dass wir uns in dem nächstbesten Ort – Garriguella – für die nächsten drei Stunden unterstellen konnten. Als der Regen dann so langsam aufhörte und wir weiterfahren konnten, wurde es umgehend wieder warm und die Luft schwül und drückend.

Unser Weg führte im Wechsel weiter über kleinere Straßen und Schotterwege, ohne das wir dabei über irgendwelche ansprechenden oder gar erwähnenswerten Trails fuhren. Wir passierten Rabós, Espolla und Cantallops ohne das wir das Gefühl hatten, es wäre viel los auf den Wegen. Dabei durchquerten wir ein militärisches Sicherheitsgebiet, was zu dem Zeitpunkt nicht abgeriegelt war. Hinter Cantallops ging es in ein Tal, in dem wir bei La Jonquera eine größere Straße nahe eines Einkaufszentrums überqueren mussten. Just danach – auf dem Weg nach Darnius über Aguallana waren wir wieder so gut wie alleine auf der Straße. Erst als wir hinter Darnius dem dortigen Stausee ansteuerten, fuhren wir irgendwann wieder auf etwas Trail-ähnlichem. Weiter ging es über Schotterwege ins kleine mittelalterliche Dörfchen Sant Llorenç de la Muga.

Auf dem letzten Stück zwischen Sant Llorenç de la Muga und Albanyà ging es über eine Straße seicht bergauf. An der Straße befinden sich ein paar Campingplätze oder B&B´s, ansonsten gab es dort nicht viel zu sehen. Wir fuhren durch Albanyà zu dem Campingplatz, auf dem wir uns für diese Nacht ein Plätzchen reserviert haben. Es sollte die erste (aber nicht letzte) Nacht im Zelt sein – nicht nur auf dieser, sondern auf allen Touren, die Simon und ich bisher zusammen gefahren sind.

2. Tag - 17. Juli 2018

Albanyà – Camprodon

55,56 Kilometer / 2.235 Höhenmeter / 8:13 Stunden auf Achse

Dieser Tag war – rückblickend betrachtet – der wohl ätzendste Tag der ganzen Tour. Wie du vielleicht schon selber erfahren oder in meinen anderen Berichten gelesen hast, gibt es scheinbar auf jeder Tour diesen einen Tag, der dich daran zweifeln lässt, ob das wirklich das richtig Hobby ist, was du dir ausgesucht hast. Heute war genau dieser Tag.

 

Direkt an dem Campingplatz begann der Einstieg in die heutige Etappe. Zuerst galt es einen Anstieg von ca. 220 Hm auf ca. 960 Hm zu bewältigen, erst überwiegend auf Asphalt und dann auf Schotter. So ähnlich führte der Weg dann auch die nächsten 600 Hm wieder nach unten. Der Abschnitt war zwar nicht besonders anspruchsvoll aber sehr schnell und wir kamen wenigstens so auf unsere Kosten. Der Weg wurde immer flacher und letztendlich verpassten wir (trotz GPS) den Einstieg in den nächsten Streckenabschnitt. Irgendwo zwischen Büschen, Sträuchern und bei einem Graben sahen wir eine alte Hütte und eine Brücke. Das war die Pont d’en Valenti. Über die haben wir den Riera de Sant Aniol überquert und uns auf einem Wanderweg durch das Gebüsch auf in die verlassene Siedlung Talaixa gemacht.

Bis zu diesem Punkt haben wir uns noch nicht vorstellen können, was uns auf den restlichen Kilometern des Tages noch erwarten wird.

 

Zuerst war der Weg zum Teil noch fahrbar, wurde dann aber immer verblockter und steiler. Irgendwann war auch schieben keine Option mehr und so kam es dazu, dass wir die vor uns liegenden 400 Höhenmeter (die man normalerweise bequem fahrend oder schiebend in einer Stunde zurücklegen kann) unsere Bikes getragen haben. Im Nachhinein bin ich mir nicht mehr sicher, wie lange wir gebraucht haben. Den Zeitstempeln der Bilder, die ich gemacht habe, nach zu urteilen, waren es drei Stunden.

Oben angekommen haben wir gehofft, dass der Abstieg wenigstens entsprechend geil und fahrbar ist. Dem war leider nicht so. Freilich war es bergab deutlich besser fahrbar als bergauf. Dennoch war der Trail stellenweise stark verblockt und hat uns immer wieder aufgehalten und zum Absteigen gezwungen. Ein richtiger flow wollte so nicht aufkommen. Allerdings machten wir so auch zum ersten Mal bewusst Bekanntschaft mit dem GR11 – auf dem befanden wir uns hier nämlich. Wir haben vor der Tour über den Wanderweg gelesen und uns gar zwischendurch überlegt, den Wanderweg in unsere Tour zu integrieren. Zum Glück haben wir davon abgesehen und uns nur auf wenige Kontakte beschränkt.
Die Abfahrt führte uns 300 Hm nach unten, bevor wir wieder einen Anstieg von 250 Hm vor uns hatten. Den nächsten Höhepunkt erreicht offenbarte sich uns ein steiler, ziemlich anspruchsvoller Trail (verblockt, nicht besonders flowig, sehr steinig und technisch eher anspruchsvoll). Auch wenn wir beide schon recht frustriert waren, konnten wir diesem Abschnitt seine guten Seiten abgewinnen und sahen darin schon das Highlight des heutigen Tages. Auf dem letzten An- und Abstieg war besonders nervig, dass sich in dem Gebiet viele kleinere Raupen über Fäden von den Bäumen abseilten und uns so permanent im Gesicht, an den Armen und an der gesamten Kleidung klebten.

 

Als wir irgendwann wieder halbwegs festen Boden unter den Stollen hatten entschieden wir uns für den Rest Weges auf die Straße auszuweichen. Es war bereits nach 18 Uhr und wir hatten unser Ziel noch lange nicht in Sicht. Ab Beget ging es über die GIV-5223 (vergleichbar mit einer Landstraße) in Richtung Camprodon und ab rund 500 Metern, bevor wir links auf die größere C-38 (vergleichbar mit einer Bundesstraße) einbogen, ging es nur noch abwärts. Es setzte Regen ein, wurde Dunkel und wir rollten in Camprodon ein – um kurz vor zehn. Blöderweise hatten wir noch kein Hotel, aber Simon hat während der Fahrt schon mal einen Blick auf die Angebote des Ortes geworfen. Wir fuhren zur ersten Adresse unserer Wahl und bekamen ein Zimmer. Eine halbe Stunde später saßen wir dann auch in dem wohl einzigen Lokal, dass noch geöffnet hatte und teilten uns zu zweit drei Pizzen. Wenigstens am Abend schienen wir an diesem Tag Glück zu haben.

3. Tag - 18. Juli 2018

Camprodon – La Molina

56,15 Kilometer / 1.970 Höhenmeter / 6:38 Stunden aktiv

Der leichte Regen der Nacht und die sich anbahnende Hitze des Tages ließen die Luft am frühen Morgen schon sehr schwül werden. Wir sahen es positiv und freuten uns, dass der Regen sich nicht bis zum heutigen Tag hatte halten können.

 

Wir starteten nicht so früh wie wir es uns vorgenommen haben und saßen erst um halb zehn auf unseren Sätteln. Die heutige Etappe sollte aber auch nicht so anspruchsvoll werden. Daher sahen wir dem Tag gelassen entgegen.

Wir verließen Camprodon in Richtung Nordwesten. Kurz hinter Llanars hielten wir uns links und radelten nach Abella. Sobald wir den Ort durchquert hatten, hörte die Teerstraße zu Gunsten eines Schotterweges auf. Bis kurz hinter das Rifugi Pla de Satlla zog sich der Anstieg und es wechselten sich flachere mit steileren Passagen ab. Die Abfahrt nach Pardines war erst auf feinerem, später auf gröberem Schotter und zum Schluss auf Beton. Zwar war das alles recht schnell, aber nicht sonderlich anspruchsvoll.

Ab Pardines ist fahrtechnisch gar nichts mehr anspruchsvoll am heutigen Tag. Wir fahren auf einer schmalen Straße runter bis nach Ribes de Freser und ab dort knapp zwei Kilometer über die Fernstraße N-260, dann bogen wir links in einen betonierten Feldweg ein, der uns bis nach Planoles führte. Dort merkten wir schon, dass der Sommer nicht die Jahreszeit ist, in der die Region blüht. Der Ort schien wie verlassen, dennoch waren die meisten Häuser neuere Villen. Letztendlich war das ein Vorgeschmack auf das, was sich später noch bestätigen würde. Die Region lebt für den Wintersport und ist im Winter der Hot Spot und Anlaufpunkt für viele, die aus Barcelona kommen.

Für uns ging es derweil weiter über Landstraße GIV-4016 wieder bergauf bis nach Toses. Ab dort änderte sich nicht viel. Nur die Bezeichnung der Straße. Aus der GIV-4016 wurde die Carretera de Toses und letztere führte uns bis zum höchsten Punkt der heutigen Tour (auf 1.806 Metern), an der Kreuzung zur GI-400. Die Straße führt oberhalb des Tals entlang, in dem das verschlafene Nest La Molina liegt.

Unzählige Hotels, Restaurants und Ferienwohnungen liegen dort im Sommer wie verlassen. Wir hatten Glück und haben sowohl eine günstige Herberge wie auch ein Restaurant zum Abendessen gefunden. Im Winter ist das eine der beliebtesten Regionen in den Pyrenäen zum Skifahren, im Sommer ist alles nahezu verwaist. Außer Wandern kann man im Sommer in La Molina aber vor allem Zeit im dortigen Bike Park verbringen (was aber nicht ansatzweise im Verhältnis zum Wintersport zu stehen scheint).

Joa, heute war es echt unspektakulär – schon irgendwie erholsam.

4. Tag - 19. Juli 2018

La Molina – Llavorsí

124,50 Kilometer / 2.042 Höhenmeter / 9:43 Stunden aktiv

Heute war einer dieser Tage, an dem wir Strecke machen mussten, damit wir unser selbstgesetztes Ziel, am 21. Juni in San Sebastián anzukommen, erreichen können.

 

Wir starteten früh am Morgen, in aller Frische und fuhren erst einmal von unserer Unterkunft im Tal wieder bergauf um auf der Bundesstraße GI-400 weiter Richtung Westen zu radeln. Wir stellten uns für den Tag auf einen hohen Straßenanteil ein und haben dementsprechend geringe Erwartungen gehabt. Dennoch haben wir versucht das Beste rauszuholen – und die erste Gelegenheit hierzu hat sich wenige Kilometer nach unserem Start ergeben. Anstatt der Bundesstraße weiter in Richtung Alp zu folgen, machten wir einen Schlenker über einen Forstweg, der sich als ziemlich geiler und flowiger Trail entpuppte. Der Trail war mal flowige Waldautobahn und mal flowiger, ziemlich verwachsener Singeletrail und führte letztlich bis in nach Alp hinein.

Gepushed durch dieses frühe Highlight spulten wir die nächsten Kilometer in Richtung La Seu d´Urgell überwiegend auf der Straße ab, versuchten aber durch geschickt gewählte Alternativen nicht nur auf der Fernstraße N-260 fahren zu müssen. Dabei orientierten wir uns zum Teil an dem Verlauf des MTB-Rennens Transpirenaica aus dem Jahr 2017. Das war eine gute und entspannte Wahl und zumindest ich kam zu der Erkenntnis, dass Race-Fully-Rennen nicht meine Welt des Mountainbikings sind. Die Trails waren okay – allemal besser als jede Form von Asphalt – aber sehr darauf ausgelegt möglichst viel Strecke in möglichst kurzer Zeit zurück zu legen (ich glaube, dass Rennen von Meer zu Meer war 2017 auf sieben Tage angelegt).

Wir erreichten La Seu d´Urgell am frühen Nachmittag und steuerten den erstbesten Supermarkt an um uns mit Getränken einzudecken und ausgiebig Mittag zu essen. Zu diesem Zeitpunkt hatten wir in etwa die Hälfte der Strecke hinter uns.

Der Abschnitt nach La Seu d´Urgell war eher unspektakulär. Wir versuchten weiterhin die großen Straßen zu meiden, was uns auch recht gut gelang. Bis Adrall führte uns der Weg parallel zur N-260 und dann zur C-14 bis es rechts über den Fluss El Segre auf der Landstraße LV-5134 wieder in die Berge ging. Schlagartig wurde es ruhiger und entspannter. Der Anstieg verlief zumeist auf Asphalt, zwischendurch auf Schotter. Die sechs- bis siebenhundert Höhenmeter zogen sich zwar ein wenig hin, wurden aber durch die Aussicht und und kleinere Abfahrten zwischendurch nicht unangenehm. Am Ende des Weges standen wir plötzlich in einem Örtchen (Cassovall), das genauso verlassen wirkte, wie viele andere Ortschaften in den Pyrenäen auch. Ab dort rollten wir ein kleines Stück hinab und fuhren dann weiter auf der N-260 gen Westen und verließen dann an einer Kreuzung in Richtung Canturri fast alles, was mit Zivilisation zu hatte.

Nun ging es vorwiegend über Schotter nur noch bergauf. Bei ca. 1.800 Metern kamen wir an eine verlassene Hütte, ab der sich viele Wege in die Weiten der Pyrenäen verteilten. Wir hielten uns an den Weg, der genau hinter der Hütte entlang gen Osten führte. Die Steigung ließ zunehmend nach und um 20 Uhr erreichten wir mit ca. 1.950 Metern den höchsten Punkt des Tages und sehnten uns die Abfahrt herbei. Da wir noch locker 20 Km vor uns hatten und weit und breit keine Straße in Sicht war, schien diese Abfahrt sehr vielversprechend zu sein. Die ersten Kilometer rollten wir entspannt aber doch recht zügig über Forstwege Richtung Llavorsí, vorbei an Sant Joan de L´erm – zu unserer Linken hohe Tannenbewachsene Hänge und zu unserer Rechten eine überragende Aussicht über die Pyrenäen im Sonnenuntergang. Der Forstweg wurde knackiger und anspruchsvoller und die Anzahl der Serpentinen nahm zu. Es machte einfach Spaß schnell über diese Waldautobahn den Hang hinab zu ballern (das kann man nicht anders sagen) und die Kurven möglichst spät anzubremsen. Viele Kilometer zog sich diese Abfahrt so hin und wir mussten zwischendurch immer mal wieder kurz anhalten, damit sich beim Stehen die Beine nicht zu sehr verkrampfen. 

Die letzten 400 Hm ging es über einen ziemlich anspruchsvollen Trail südlich von Llavorsí abwärts. Der Trail schlängelte sich eng und steil am Hang entlang, gespickt mit zahlreichen Serpentinen. Der Untergrund war geröllig und wurde immer wieder durch Felskanten und kleinere Baumstämme und dickere Äste unterbrochen. Unterm Strich, ein wenig gewagt, aber schon ein ziemlich geiler Abschluss für so einen Tag. Am Ende führte der Trail direkt auf die Landstraße C-13. Mittlerweile war es fast dunkel und wir waren froh nun nur noch wenige Kilometer auf Asphalt zurückgelegen zu müssen und waren letztendlich um zehn Uhr in der Unterkunft.

 

Dieser Tag war so unglaublich facettenreich und – entgegen unserer Annahme – alles andere als langweilig und eintönig. Freilich ist es kein Hochgenuss auf einer starkbefahrenen Fernstraße mit einem Mountainbike unterwegs zu sein. Aber wir haben zum Glück auch nicht so viele Höhenmeter auf dem Asphalt verloren, sondern konnten die gut auf den Trails des Tages abfahren.

Für mich war das heute die (bis dato) längste Tour auf einem MTB und es ist eine krasse Erfahrung für mich gewesen in dieser Form an meine Grenzen zu kommen. Wir waren nahezu 14 Stunden (mit Pausen) unterwegs. Zum einen galt es die Motivation und das Selbstvertrauen nicht zu verlieren und zum anderen die körperliche Energie über den Tag zu verteilen, so dass man nicht völlig ausgelaugt die letzten Kilometer zurücklegt. Letzteres war eine besonders große Herausforderung, zumal wir keine Ahnung hatten, dass der letzte Trail so anspruchsvoll werden würde.

5. Tag - 20. Juli 2018

Llavorsí – La Mola d´Amunt

80,43 Kilometer / 2.376 Höhenmeter / 8:48 Stunden auf Achse

Der heutige Tag war gefühlt der längste Tag. Obwohl wir am Vortag über 120 Km weggeradelt haben, fühlte sich die Passage von Llavorsí nach La Mola d´Amunt deutlich länger an.

 

In Llavorsi ging´s erst einmal über die Straße in Richtung Norden. Nach einem Tunnel kam dann unmittelbar eine Abzweigung nach links, in Richtung Arestui und Baiasca. Diesen Weg schlugen wir ein und ab dort begann auch schon der Anstieg. Der Anstieg war moderat und zumindest bis nach Baiasca auf Aphalt. Da dort die Zivilisation endet (sofern man das so sagen kann, denn einen belebten Eindruck machte Baiasca nicht gerade) ging es dann auch nur noch über Schotter weiter nach oben. Der Aufstieg zog sich von ca 1.100 Hm und wir spulten diverse Kilometer ab bevor den höchsten Punkt des Tages erreichen würden (auf ca. 2.250 Metern). Das Kartenmaterial ließ keinen Rückschluss auf das Höhenprofil der Route zu und wir hofften, uns würde bald ein ordentlicher Trail erwarten. Tja, leider nicht! Oben angekommen radelten wir eine ganze Zeit auf einer Höhe zwischen 2.000 und 2.200 Metern. Die Fahrt zog sich ganz schön hin (über zwei Stunden waren wir auf diesem Weg unterwegs und ich vermute im Nachhinein, es waren über 20 Kilometer) ohne das wir merklich an Höhe gewannen oder verloren. Der Weg war die ganze Zeit lang ein Arbeits- bzw. Wirtschaftsweg aus feinem Schotter – also kein besonders forderndes Terrain. Viel passierte da oben nicht. Wir genossen die schöne Aussicht über die Pyrenäen (heute überquerten wir den höchsten Punkt der gesamten Tour), erlebten einen kurz Regenschauer und hatten eine grenzwertige Begegnung mit einem ziemlich stattlichen Bullen. Der stand einfach auf dem Weg und wollte partout nicht gehen. Weil er aber womöglich ähnlich dachte, aber die deutlich besseren Argumente hatte, schulterten wir kurzerhand unsere Bikes und wichen dem Bullen durch einen Abstieg von 20 Hm aus. Als wir wieder auf dem sichereren Weg waren, machte der Bulle nicht einmal den Eindruck, uns wahrgenommen zu haben. Gut für uns und wir fuhren weiter.

 

Unser Weg auf dem Plateau endete einige Kilometer östlich der Ortschaft Espui, durch die wir dann später auch noch fahren würden. Der Weg schien mal ein Wirtschaftsweg gewesen zu, war aber zu schlecht in Schuss und machte nicht den Anschein regelmäßig benutzt zu werden. Faustgroße Geröllbrocken und immer wieder noch größere Steine, die mal irgendwann den Hang hinab gefallen waren, säumten den Weg. Gut für uns. Die nächsten 800 Hm ging es auf der Piste – mit zahlreichen Serpentinen – abwärts. Schnell und mit viel Speed rasierten wir die Kurven an, nur um danach wieder Gas zu geben und zu versuchen, die nächsten Serpentine noch schärfer und schneller zu nehmen. Fast bis nach Espui ging das so und war definitiv eines der Highlights des Tages. Die Abfahrt war ziemlich geil und hat sehr viel Spaß gemacht, konnte das Zähe an der Anfahrt aber leider nicht gänzlich wettmachen.

Espui schien eine dieser Ruinen-Dörfer aus der Zeit des spanischen Baubooms zu sein und machte einen sehr verlassen Eindruck. Auch für uns gab´s da nichts zu sehen und so fuhren wir rasch die nächsten zwei- bis dreihundert Höhenmeter runter, bevor uns der nächste Anstieg erwartete.

 

Es war schon früher Abend und wir steuerten noch schnell einen kleinen Supermarkt in La Torre de Cabdella an, bevor wir uns an den vorletzten Anstieg des Tages (der letzte war die Auffahrt zu unserer Unterkunft) auf zum Pass Coll d´Oli machten. Die ersten paar hundert Höhenmeter führten noch über Asphalt, später dann über Schotter und ausgesetzte Steinplatten. Irgendwann war der Pass dann auch ausgeschildert und während das Tourenbuch von einer verhältnismäßig entspannten Auffahrt mit leichten Schiebepassagen schwafelte, mussten wir leider der Realität ins Auge sehen und unsere Bikes zum Teil tragen. Vor allem die Steinplatten mit teilweise hohen Kanten waren alles nur nicht schieb- oder gar fahrbar. Die letzten hundert Höhenmeter waren eine ziemliche Schinderei wir waren unglaublich froh, als wir endlich am Coll d´Oli ankamen (dort entstand auch das Titelbild auf der Startseite).

Der Weg hinab begann so, wie der Anstieg aufgehört hat. Zum Glück ging es aber abwärts und wir konnten die Downhill-Passagen einigermaßen gut fahren. Ehrlicherweise machte der Abschnitt sogar Spaß. Nur leider saß uns die Zeit im Nacken und wir mussten uns beeilen. Je mehr Höhenmeter wir abwärts schrubbten, desto weniger verblockt war der Trail und wir konnten noch mehr Gas geben. Die letzten Meter waren erst Schotter und dann wieder Asphalt. Im Ort angekommen ging es nochmal einhundert Höhenmeter rauf zu unserer Unterkunft. Diese erreichten wir um kurz vor zehn Uhr abends. Wir wurden mit mürrischen Mienen empfangen und gebeten sofort in den Gastraum zu gehen und etwas zu Essen zu bestellen. Wir hatten Glück, die Küche sollte bald schließen. Wir aber bekamen noch unser Essen, kalte Biere und Softdrinks (die ganze Zeit argwöhnisch von den anderen Gästen beobachtet, was vermutlich daran lag, dass wir in unseren stinkenden Bike-Klamotten da saßen und alle anderen eher in ländlicher Abendgarderobe).

6. Tag - 21. Juli 2018

La Mola d´Amunt – Bonansa

41,57 Kilometer / 1.103 Höhenmeter / 4:12 Stunden aktiv

Die letzten Tage haben uns ziemlich gefordert und obwohl wir auch wussten, dass einige der kommenden Tage noch anstrengend werden würden, entschieden wir uns heute etwas kürzer zu treten. Das Wetter sollte im Laufe des Nachmittages umschlagen und wir hatten Probleme eine Bleibe für die Nacht zu finden. So peilten wir einen Campingplatz an, der zu unserer heutigen Etappe passte.

Wir starteten so früh wir konnten (was angesichts unseres Erschöpfungszustandes nicht vor neun Uhr war) und fuhren den Weg, den wir den Abend zuvor als letzten kurzen Aufstieg überwinden mussten, wieder abwärts. Es ging kurze Zeit über Asphalt weiter in Richtung Westen nach Sentis, ab dort über Sas und Erta nur noch auf Schotter. Dort hatten wir dann auch schon einen Großteil der Höhenmeter des Tages hinter uns und fuhren schon wieder bergab. Kurz vor Malpás ging es dann auf einer Straße wieder bergauf. Im Ort sind wir an der ersten Kreuzung rechts abgebogen und dann auf einem geschotterten „Schleichweg“ über Gotarta nach El Pont de Suert gefahren. Dort machten wir eine längere Pause und fuhren dann wieder ein Stück über die „Renn-Route“ der Transpirenaica aus dem Vorjahr. Diese führte uns mit einem leichten Anstieg über eine Waldautobahn direkt bis nach Bonansa.

Unmittelbar nachdem wir auf dem Campingplatz ankamen fing es denn auch schon an wie aus Eimern zu regnen. Das war mal gutes Timing. Bis wir das Zelt aufbauen konnten verging noch viel Zeit, die wir uns mit Chips und Bier im Lokal des Campingplatzes vertrieben.

 

Die Anstiege des Tages waren genauso unspektakulär wie die Abfahrten. Entweder waren es Schotter-, Asphaltpisten oder eine Mischung aus beidem. Interessant war nur das nahezu rostrote Gestein in der Region, das mich sehr an Australien erinnerte und dann die Wolken, denen wir aus mehreren Kilometern Entfernung dabei zusehen konnten, wie sie erst am Berg festhingen und dann dort abregneten.

 

7. Tag - 22. Juli 2018

Bonansa – Escalona

97,33 Kilometer / 2.388 Höhenmeter / 9:11 Stunden aktiv

Als wir an diesem Morgen um kurz nach sechs aufstanden waren wir gefühlt die einzigen Menschen in den Pyrenäen, die wach waren. Die Sonne hatte noch Schwierigkeiten sich gegen die vergangene Nacht durchzusetzen und fing gerade erst an mit ihren ersten Strahlen die Nässe des Vortages zu vertreiben. Die Luft war angenehm frisch und zwischen den Bäumen stiegen Nebelschwaden auf. Das war ein sehr friedvoller Morgen und passte auch zu Simon und mir. Wir hatten uns noch nicht viel zu sagen, packten schweigend und routiniert unsere Sachen zusammen und starteten den Tag mit einem Anstieg in den Ort Bonansa (unser Campingplatz lag ca. viereinhalb Kilometer vor dem Ort).

In Bonansa frühstückten wir erst einmal bevor wir wieder auf der Landstraße A-1605 bis zum Fluss Barranco de Espés fuhren, hinter dem wir dann rechts in den Wald auf eine Nebenstrecke abbogen. Der Teerstraße folgten wir bis kurz vor Espés, dort bogen links auf einen Schotterweg ab, dem wir dann eine weitere Stunde bis zum Pass südlich des Tossal de Selvaplana fuhren. Die Aussicht von hier war grandios und wir machten eine kurze Pause um die Landschaft auf uns wirken zu lassen.

 

Ab hier sollte es – mal auf Forstwegen und mal auf Singletrails – die nächsten 20 Kilometer nach Plan fast nur noch bergab gehen. Die Abfahrt war sehr flowig und staubig. Es schien längere Zeit wenig geregnet zu haben und so war der Boden knochentrocken, aber auch gut und schnell fahrbar.

 

Unterhalb von Gabás passierte dann aber auch der erste Unfall dieser Tour. Wir waren schnell, ich vorweg und Simon hinter mir. Es scheint in den Pyrenäen üblich zu sein, dass bei Straßen mit Gefälle Querrinnen ausgehoben werden und der Aushub direkt neben die Rinne als eine Art Damm gelegt wird. Aus dem Flow heraus kann das zu dem einen oder anderen hervorragenden Sprung führen – oder auch einfach nur gefährlich sein. Ich sah den „Graben“ kurz hinter einer Kurve noch, Simon allerdings nicht. Ich drehte mich um und sah sein YT die Böschung runterfliegen und ihn in einer Staubwolke versinken. Ich drehte sofort um und habe schon schlimmes befürchtet, da steht Simon schon wieder vor mir und macht den Anschein, als sei nichts passiert. Na ja, ein bisschen was ist leider schon passiert. Der Boden war sehr trocken und fest, so dass Simon sich einige Schürfwunden zugezogen hat. Die Wunden haben wir ausgewaschen, desinfiziert und mit „dem guten alten“ Jod eingerieben.

Danach ging es schnell und knackig weiter bis kurz vor Seira, wo dann auch just der Aufstieg zum nächsten Pass begann. Ab Seira ging es dann in Richtung Nordwesten über die Landstraße HU-V-6411 weiter. Bis nach Barbaruens war die Straße asphaltiert und ab dort die nächsten 600 Hm geschottert. Ab dem Collado de la Cruz (auf ca. 1.700 Hm) führte die Schotterpiste dann nicht mehr bergauf sondern bis nach Plan gleichmäßig bergab. Technisch war das Stück überhaupt nicht anspruchsvoll, nur sehr schnell. Das einzige, worauf ich geachtet habe, war, die Kurven möglichst spät anzubremsen und darauf das meine Bremsen nicht überhitzen.

Kurz vor Plan bogen wir vor dem Rio Cinqueta links in einen Feldweg ein, der uns einen Teil des Weges über die Landstraße A-2609 erspart hat. So fuhren wir zwar parallel zur Straße, die ebenfalls in Richtung Escalona führt, waren aber deutlich entspannter und abgelegener unterwegs – zumindest für die nächsten sechs Kilometer. Dann traf unser Weg auf die Straße, der wir nun eine ganze Zeit bergab und durch diverse Tunnel folgen mussten. Die Straße verläuft durch einen Canyon und ist unglaublich beeindruckend – rechts und links ragen hohe Felswände empor, die zur dieser Tageszeit (es war mittlerweile früher Abend) durch das einfallende Sonnenlicht ein ganz besondere Färbung annahmen.

Das ging eine ganze Zeit so und irgendwann wurde aus der kleinere Landstraße die größere Bundestraße A-138, die uns dann bis nach Escalona führte.

8. Tag - 23. Juli 2018

Escalona – Fiscal

64,38 Kilometer / 889 Höhenmeter / 5:01 Stunden aktiv

Als wir morgens in Escalona aufbrachen, sind wir eigentlich davon ausgegangen, dass wir den Great Canyon Europas (oder Canon de Anisclo) zu Gesicht bekommen würden. Nun, dem war leider nicht so. Der Weg führte uns ab Escalona erst über die A-138 und dann über die HU-631 (jeweils Regionalstraßen) nordwestlich in Richtung Nerin – der Weg bzw. Ort, der genau an diesem Canyon liegt. An der ersten Kreuzung haben wir schon ein Hinweisschild gesehen, das auf eine Straßensperrung hindeutete, es aber ignoriert. Schließlich wäre es nicht das erste Mal gewesen, dass ein Schild und die Realität voneinander abweichen. 

Wir fuhren weiter, die ganze Zeit parallel zum Fluss Rio Bellos, bis zu einem Punkt, an dem die Straße nur noch einspurig war. Dort war unsere Fahrt denn erstmal vorbei, denn scheinbar werden Straßensperrungen in Spanien sehr ernst genommen. Wir überlegten kurz, hievten dann unsere Bikes über den Schlagbaum und fuhren weiter. Es kam uns jemand von der örtlichen Forstverwaltung im Auto entgegen und wir befürchteten schon nun einen Anschiss zu bekommen. Aber nein, ganz im Gegenteil. Der Mann sagte, wir könnten soweit wir wollen weiterfahren. Irgendwann käme dann ein Tunnel, ab dem sei die Straße nicht mehr passierbar, weil der Tunnel eingestürzt sei. So weit so gut. Wir fuhren weiter und sahen ein sehr schönes Fleckchen der Pyrenäen, aber eben leider nicht den besagten Grand Canyon Europas. Irgendwann trafen wir auf eine weitere Straßensperre, ab der es dann wirklich nicht mehr weiter ging. Die Straßensperrung zwang uns, unsere Route zu ändern, so dass wir dennoch am Abend in Fiscal ankommen konnten. Wir fuhren also den ganzen Weg zurück nach Escalona und von dort aus dann weiter auf der A138 in Richtung Ainsa.

Wer ein bisschen mehr Zeit hat, kann noch einen längeren Aufenthalt in Ainsa einplanen und sich hier ordentlich austoben. Seit dem die Enduro World Series hier halt machten ist der Spot mehr ins Rampenlicht der Szene gerückt. Im Ort selbst (den wir leider aus logistischen Gründen nur kurz passiert haben) erkennt man die Verbundenheit zum Sport durch zahlreiche Geschäfte, die auf die ein oder andere Weise versuchen aus dem Sport Kapital zu schlagen.

Daher mag ich es kaum Schreiben, aber bis kurz vor Ainsa haben wir den Asphalt nicht einmal verlassen (und bis dahin waren es schon ca. 40 Km). Wir orientierten uns für diesen Abschnitt an einer älteren Transpirenaica-Route, die uns ab kurz vor Ainsa dann über Schotterpisten bis hin nach Fiscal führte. Die Route verlief immer parallel zum Rio Ara und war definitiv besser als die Alternative, die Nationalstraße 260 (oder kurz: N-260).

 

9. Tag - 24. Juli 2018

Fiscal – Castiello de Jaca

82,69 Kilometer / 2.157 Höhenmeter / 8:33 Stunden auf Achse

Wir starteten früh in Fiscal, da wir uns für den Tag wieder ein anspruchsvolles Programm vorgenommen haben. Soweit wir das bei der Planung abschätzen konnten, hatten wir für den Tag mehrere Anstiege auf unbefestigten Wegen vor uns (freilich in der Erwartung, dass dort auch gute, traillastige Abfahrten für uns rausspringen würden – wir wurden nicht enttäuscht!). Wir wichen von der Route unseres „Handbuchs“ ab und fuhren einen gpx-Track nach, den wir auf einem der einschlägigen Portale gefunden haben.

Kurz hinter Fiscal ging es auch schon wieder an den Aufstieg. Wir fuhren eine ganze Zeit parallel zum westlichen Ufer des Flusses Ara die Berge hinauf. Erst auf Teer, als wir dann nahezu alle Zeichen der Zivilisation hinter uns gelassen haben, nur noch auf Schotter. Die Landschaft wurde immer karger und irgendwann gab es auch so gut wie keine Bäume mehr. Nur eine bestimmte Strauchart blühte und färbte so weit wir sehen konnten die Hügel gelb ein. Der Anstieg war nicht steil und insofern auch nicht schwer zu meistern. Einzig das Wetter drohte uns den Tag zu vermiesen. Die Wolken zogen sich zu und immer wieder donnerte es. Wir sahen vereinzelt Blitze, aber noch weit genug entfernt, so dass wir uns noch keine Sorgen machen mussten. Wir fuhren weiter und beobachteten das Wetter, durch die nunmehr fehlenden Bäume fiel es uns leicht. Die Wolken entluden sich einige Kilometer von uns entfernt und es war ein irres, schönes Spektakel, das wir glücklicherweise aus der Ferne und gänzlich im Trockenen beobachten konnten.

 

Die letzten Höhenmeter führten uns über Weiden, von dessen Bewohnern wir kritisch beäugt wurden. Die Abfahrt, die wir uns am Morgen gewünscht haben, erreichten wir um ca. 14 Uhr. Es ging über ein unglaubliches Potpourri an Trails den Berg runter. An der Kuppe war es erst ein steiniger, gerölliger Forstweg, gespickt mit unzähligen Misthaufen. Sobald wir die Weide hinter uns gelassen haben, schlängelte sich der Weg den Berg hinab und war eine Mischung aus Waldweg und ultraflowigem Singletrail – immer wieder waren die Kurven so ausgewaschen, dass sie mittlerweile ordentliche Anlieger bildeten. Äste und Steine bildeten immer wieder kleinere Rampen, die zum Springen einluden. Je weiter wir nach unten gelangten, desto schneller und flowiger wurde der Weg.

Nach einer fast einstündigen Abfahrt mündete der Trail schließlich in einem Tal, östlich von Senegüé. Erst überquerten wir den Río Gállego, bevor wir in Senegüé kurz rasteten. Die Nachmittagssonne brannte und jenseits der N-260 konnten wir schon sehen, dass der nächste Anstieg ohne jeglichen Schutz vor der Sonne stattfinden würde. Daher gönnten wir uns ein paar Softdrinks und fuhren dann weiter.

Nach wenigen hundert Metern verließen wir den Asphalt zu Gunsten eines Schotterweges, den wir für die nächsten ca. 800 Hm auch nicht mehr verließen. Drei Stunden später erreichten wir dann den letzten Pass des Tages. Der Weg nach unten war überwiegend eine Art Forstweg (wobei hier der Begriff „Waldautobahn“ deutlich besser passen würde), hin und wieder ergänzt durch Singletrailelemente. Obwohl wir schon ein wenig erschöpft waren machte die Abfahrt unglaublich viel Spaß. Sie war schnell, flowig, nicht zu steil, der Boden super griffig und es gab nicht viele Kurven. Wir ließen die Bremsen also offen und gaben Gas. Eine halbe Stunde dauerte der Spaß in etwa, bevor wir uns dem Tal kurz vor Castiello de Jaca vom Osten her näherten. Ich merkte, dass mein Bike sich immer schwammiger fahren ließ. Ich habe irgendwas erwischt und das Hinterrad verlor Luft. Aber nicht viel, so dass ich noch weiterfahren konnten, schließlich war unser Tagesziel nicht mehr weit. Eine weitere halbe Stunde später erreichten wir – gegängelt durch kleinere Gegenanstiege – unsere Unterkunft für den Tag.

Was für ein Tag! In der Abgeschiedenheit der Berge und mit Trails, die ordentlich Spaß machten, war es definitiv einer der besten Tage dieser Tour.

10. Tag - 25. Juli 2018

Castiello de Jaca – Ezcàroz

112,90 Kilometer / 1.626 Höhenmeter / 8:26 Stunden auf Achse

Heute geht´s ins Baskenland!

Für heute haben wir uns wieder vorgenommen, viel Strecke zurück zu legen. Daher hatte der heutige Tag auch einen deutlich höheren Straßen- und viel zu wenig Trailanteil. Insofern waren wir sogar über jeden Schotterweg geradezu dankbar.

 

Ab Castiello de Jaca fuhren wir auf der N-7 / N-330 – parallel zum Fluss Aragon – südwärts Richtung Jaca, ab dort ging es weiter dem Fluss folgend westwärts. Wir ließen die größeren Straßen hinter uns und fuhren die meiste Zeit über Wirtschafts- und Schotter-Radwege. An einer Stelle mussten wir unsere Route verlassen und fanden uns auf der noch im Bau befindlichen Autobahn A-21 wieder. Das war eine ziemlich surreale Situation, endete aber so schnell wie sie begann. Danach wechselten sich Feld- und Schotterwege bis nach Javierregay ab.

 

Bei Javierregay fuhren wir auf der Bundesstraße A-176 mit leichter Steigung gen Norden ca. 18 Km bis nach Echo. In dem Tal wehte kaum ein Lüftchen, die Sonne schien stark und heizte den Asphalt auf – es war von allen Seiten nur drückend warm. Obwohl es erst Mittag war, hatten wir die Hälfte unserer Wasserreserven verbraucht und fuhren zum nächstbesten Supermarkt zum Nachfüllen. Schließlich mussten wir bis nach Ansó noch 400 Hm auf der Straße überwinden. Gut fünf Kilometer vor Ansó ging es erstmal wieder bergab, dennoch war die Hitze und die direkte Sonneneinstrahlung fast unerträglich und so entschieden wir uns spontan statt über Straßen (und somit den vermeintlich kürzesten Weg) über ausgesetzte Wege nach Ezcàroz zu biken. Ab Ansó fuhren wir 15 Km in Richtung Norden auf der meist sehr schmalen Landstraße NA-2000, bis es zu einer Abzweigung nach links (Richtung Isaba). Kurz hinter dieser Abzweigung waren wir dann auch schon auf dem Pass, der ebenfalls die Grenze zu Navarra darstellt.

Wir verließen die Straße auf dem Pass linker Hand und fuhren dort auf dem GR11. Es ging über einen längeren Abschnitt bergab und die Anforderungen schwankten zwischen sehr ruppig, technisch anspruchsvoll, ein wenig verblockt und sehr flowig. Sehr geil! Von solchen Passagen hätte ich sehr gerne mehr gehabt. Der Trail zog sich nahezu die gesamte Abfahrt hin, wurde im unteren Ende allerdings leicht nervig, weil immer wieder größere Wurzeln den Trail unterbrachen. Bis zum (bitteren) Ende sind wir auf dem Trail geblieben und dann irgendwann auf der NA-1370 die letzten Meter bis nach Isaba gefahren.

 

Nach einer weiteren kurzen Pause ging es auch schon wieder weiter über die NA-140, Richtung Uztarroz/Ochagavia. Wir mussten erst noch einen moderaten Anstieg von ca. 300 Hm zum Portillo de Lazar zurücklegen, bevor wir die letzten Kilometer bis nach Ezcàroz rein rollen konnten (leider ab Isaba alles auf Asphalt).

11. Tag - 26. Juli 2018

Ezcàroz – Elizondo

82,43 Kilometer / 1.771 Höhenmeter / 6:40 Stunden auf Achse

Ich würde lügen, wenn ich sagen würde, dass ich besonders gute oder schlechte Erinnerungen an diesen Tag habe. Rückblickend betrachtet hatte dieser Tag zwar vieles, aber nichts, dass so besonders war, dass es sich für immer ins Gedächtnis eingebrannt hätte. Die erste Hälfte der Strecke fuhren wir weitestgehend auf ebener Fläche (mal auf Schotter, mal auf Asphalt) bis nach Roncesvalles.

 

Es war bewölkt, aber sehr warm, so dass ich permanent das Gefühl hatte in einer Art Dampfbad zu sein. Der Eindruck wurde noch dadurch verstärkt, dass wir kurz vor Erreichen des ersten nennenswerten Kamms wie durch Nebel fuhren. Auf dem Kamm angekommen (der die Grenze zwischen Spanien und Frankreich bildete und somit unsere erste Grenzüberquerung dieser Tour war) standen wir in Wolken. Ab dem Grenzpunkt ging es knapp 1.000 Höhenmeter bergab – auf einer Straße. Unten angekommen war ich wegen dieser Vergeudung von hart erkämpften Höhenmetern angefressen und habe mich geärgert, dass ich mir nicht die Mühe gemacht habe, eine alternative Route zu suchen. Egal. Nun ließ es sich eh nicht mehr ändern. Im Tal bei Banka angekommen ging es dann auch direkt schon wieder bergauf – mit einer menschenverachtenden Steigung, bei der wir lange Zeit nur unsere Bikes schieben konnten. Irgendwann wurde der Asphalt zu Schotter und irgendwann waren wir wieder in Spanien. Dort angekommen ging es nur noch bergab und das war fahrtechnisch das einzige Highlight heute: ein 16 Kilometer langer Trail, der mal Forst- und mal Wanderweg war. Es scheint vor kurzem geregnet zu haben und der Weg war feucht-matschig und hat uns neben ein bisschen Dreck auch ordentlich Freude beschert.

 

Angekommen in Elizondo suchten wir unsere Unterkunft und sind kurz vor dem Ortsausgang fündig geworden. Es war so ziemlich die letzte Unterkunft, die noch ein Zimmer frei hatten. Beim Check-In wurde mir auch schnell klar warum. Der Check-In war in der zur Unterkunft gehörenden Bar.

Das Highlight des Tages war definitiv der Abend. Nachdem wir unsere Bikes sicher in unserem Zimmer verstaut haben, machten wir uns auf dem Weg in die Stadt um etwas zu essen zu suchen (die Bar in unserer Unterkunft kam absolut nicht in Frage). Im Stadtzentrum fanden wir auch die Erklärung, warum keine andere Unterkunft mehr frei war. Es war Stadtfest. Was (oder wohl eher wer) genau gefeiert wurde haben wir nicht in Erfahrung bringen können. Nur das es aufgrund unzähliger Schutzheiliger im Baskenland, zu deren Ehren man diese Feste abhält, so gut wie jede Woche in einem anderen Ort eine Feier stattfindet. Das konnten und wollten wir uns nicht entgehen lassen und tranken (viel) baskisches Bier, aßen, unterhielten uns und schauten uns bis weit nach Mitternacht Volkstänze an.

12. Tag - 27. Juli 2018

Elizondo – San Sebastián

75,22 Kilometer / 1.405 Höhenmeter / 6:53 Stunden auf Achse

Der letzte Tag der Tour.

Wir freuten uns, dem Ziel so nahe zu sein, sind aber andererseits auch traurig, dass es nun fast schon wieder vorbei ist.

Wir starten früh in Elizondo um möglichst früh in San Sebastián anzukommen. Allerdings macht sich das Bier und die ausgelassene Stimmung des Vorabends bemerkbar, so dass wir uns schwer tun richtig in Schwung zu kommen. Wobei, Schwung wäre vermutlich eh keiner drin gewesen. Unser Zwischenziel war Etxalar im Nordwesten. Um dahin zu kommen galt es gleich zu Beginn 600 Hm zurück zu legen. Der Anstieg war entspannt und verlief weitestgehend auf Teer. Irgendwann endete der Asphalt und es ging nur noch auf Schotter weiter – bis wir auf einen Bekannten trafen: dem GR11. Dem folgen wir immer wieder (aber nicht die ganze Zeit) auf unserem Weg nach Etxalar. Durch die gediegene Landschaft schlängelt sich der Trail und passt sich zum Teil hervorragend an. Dieser Abschnitt war absolut ein Highlight. Die Trails waren stellenweise ruppig und ausgesetzt, immer wieder gab es ordentliche Verblockungen und Drops, die man im Flow sehr gut fahren konnte. Zum Teil war der Weg ein reiner Wanderweg, zum Teil ein eher bescheidener Feldweg. Simon und ich hatten große Freude an dieser Abfahrt, das war auf jeden Fall ein Trail, auf dem unsere Fahrwerke zeigen konnte, wofür sie gemacht wurden. An einigen Stellen kreuzten oder fuhren wir gar kurz auf der Straße und kleinere Gegenanstiege zögerten den Spaß noch in die Länge.

 

In Etxalar mussten wir uns entscheiden. Entweder folgen wir unserem Tourenbericht und nehmen noch ein paar Trails mit, die sich durchaus verlockend anhörten oder wir folgen der Straße nach Irun. Beeindruckt von der Abfahrt nach Etxalar entschieden wir uns schweren Herzens gegen den Trail und für die Straße. Hätten wir uns für die Trails entschieden, wäre die noch vor uns liegende Strecke aber gut doppelt so lang gewesen (von den Höhenmetern ganz zu schweigen).

Der Weg über die Straße führte uns bis zum Fluss Bidasoa (der stellenweise auch die Grenze zwischen Spanien und Frankreich darstellt) über die NA-4400. Dann ging es rechts auf einen Fahrradweg, dem Via Verde del Bidasoa, der super ausgebaut ist und parallel zur N-121-A bis ins Zentrum von Irun führt.

Dort angekommen endete auch unser Kartenmaterial und wir mussten uns mit unseren Smartphones behelfen. Zuerst war das auch kein Problem. Wir orientierten uns an dem Hügel, der Irun und San Sabastián voneinander trennt, da die Straße (stellenweise eine Art Autobahn) für uns keine Alternative war. Eigentlich schien das auch eine gute Wahl zu sein, so konnten wir noch ein paar Höhenmeter im Wald machen und noch einen kleineren Trail fahren. Zum Ende – und kurz vor unserem Ziel – wollte das Navi des Handys uns dann aber doch noch über eine vierspurige Straße schicken. Eine andere Route hätte durch das Zollgebiet im Hafen geführt und fiel somit leider auch aus. Es dauerte ein Weile und wir fuhren einige (unnötige) Kilometer, bis wir eine Alternative gefunden haben: ein schmaler Seitenstreifen auf der vierspurigen Straße war für Fußgänger und Radfahrer reserviert. Nachdem wir diese letzte Hürde hinter uns gelassen haben trennten uns vom Meer nur noch ein paar Kilometer über Radwege und Straßen von San Sebastián.

 

Um ca. 17 Uhr sind wir am Strand von San Sebastián und können unsere Füße im Atlantik baden – 12 Tage und 945 Km nach dem wir mit einem ähnlichen Ritual im Mittelmeer unsere Tour angetreten haben.

Was hat mich auf dieser Tour bewegt?

Der Respekt vor der Tour war mit Sicherheit genauso groß wie meine Erwartungen. Allerdings ist das Problem bei hohen Erwartungen auch oft, das man umso schneller enttäuscht ist, wenn es anders kommt. Freilich waren mir vor der Tour die Dimensionen klar und ich habe mir weniger Gedanken darüber gemacht, ob die Distanz oder ob die zu überwindenden Höhenmeter machbar sind. Vielmehr haben mich also die Themen beeinflusst, die wir nicht kontrollieren oder planen konnten.

Über die Alpen gibt es unzählige Berichte und mit jeder Saison kommen neue dazu. Jede oder jeder – so wie ich ja auch – versuchen eigene Erfahrungen zu machen und am Besten sollten diese dann auch noch möglichst individuell sein. Bei den Pyrenäen hatte ich den Eindruck, war das anders. Obwohl Simon spanisch spricht, haben wir uns auf englisch- oder deutschsprachige Quellen beschränkt und nur wenig Material gefunden, das unserem Anspruch gerecht wurde. Das brachte ein höheres Maß an Unsicherheit für uns mit sich.

 

Landschaftlich war die Tour sehr eindrucksvoll, keine Frage. Rückblickend betrachtet überwiegt aber mein positiver Eindruck der körperlichen und mentalen Leistungen. Egal wie viel ich vor der Tour gelesen habe, es sind die Erfahrungen und Eindrücke, die ich selber mache, die mich weiter bringen. Alles andere hilft mir besser und vielleicht schneller an mein Ziel zu kommen. Daher bin ich auch überzeugt davon, dass Simon und ich auf unserer nunmehr dritten Tour als Team perfekt funktionieren und wir für nahezu jede Situation sehr gut gewappnet sind. Ehrlicherweise kann ich in stressigen Situationen schwierig werden und danke Simon dafür, dass er in diesen Situationen durch seine Art und Weise nicht auch die Nerven verliert. Obwohl der einzige Crash auf der Tour Simon passiert ist, war ich beeindruckt, wie pragmatisch er mit dem Ereignis umgegangen ist und mit welcher Leichtigkeit – oder schon fast Trotzigkeit – er die nächsten 400 Km anging.

 

An- und Abreise

Um von Deutschland aus zu unserem Startort in der Nähe der Pyrenäen zu kommen, mussten wir leider einen größeren Aufwand betreiben als bei den Touren in Deutschland. Am Einfachsten schien es uns zu sein, nach Barcelona zu fliegen um von dort aus zu starten bzw. nachher wieder dorthin zurück zu kehren. Da wir unsere Bikes in Transporttaschen verstaut hatten und die irgendwo lagern mussten, kamen für uns kaum Alternativen in Frage. Ist man allerdings mobiler, bieten sich viele verschiedene Möglichkeiten. Zum Beispiel kann man mit dem Fernbus an- und abreisen, Teilstrecken mit dem Zug zurück legen oder kleinere Regionalflughäfen ansteuern.

Wir sind nun aber nach Barcelona geflogen. Dort haben wir uns in einem Self-Storage einen kleinen Raum für unser Gepäck und unser Werkzeug gemietet. Die Mindestmiete betrug zwei Wochen und kostete ca. 50 Euro. Selbst wenn wir unser Gepäck in einem Hotel für die Zeit zwischengelagert hätten, wäre es vermutlich kaum günstiger gewesen.

Von Barcelona nach Rosés sollte es eigentlich mit dem Fernbus gehen. Simon hat von Deutschland aus die Mitnahme unserer Fahrräder abgesprochen und es schien alles zu passen. Leider weigerte sich der Busfahrer unsere Bikes mitzunehmen. Wir mussten (und konnten zum Glück auch) die Busfahrt stornieren und sind stattdessen mit dem Zug bis nach Figueres gefahren. Von dort aus waren es noch knapp 25 Km und die wären wir im Zweifelsfall mit dem Bike gefahren. Zum Glück erwischten wir aber einen Bus und der Busfahrer war bereit uns mitzunehmen.

Von San Sebastián zurück nach Barcelona ging es wieder mit dem Fernbus. Die Fahrt dauerte sechseinhalb Stunden. Wir mussten in Saragossa umsteigen und hatten bei beiden Fahrten ein wenig Angst davor, wieder an einen Busfahrer oder Busfahrerin zu geraten, die unsere Bikes nicht mitnehmen wollen. Dem war zum Glück nicht so. Wir mussten lediglich die Bikes auseinander bauen und die einzelnen Teile (Rahmen und Räder) in Plastiktüten verstauen. Der Sinn oder gar Mehrwert wollte sich uns zwar nicht erschließen, wir wollten es aber auch nicht ausdiskutieren. Schließlich ist die Busfahrt nur Mittel zum Zweck und so eine unnötige Diskussion hätte – mit allen möglichen Konsequenzen – einen Schatten auf all die Erlebnisse auf der Tour werfen können.

Planung & Vorbereitung

Die Vorbereitung auf diese Tour war nicht ganz so einfach wie die Vorbereitungen auf die beiden Alpen-Touren der Vorjahre. 

Viele Routen, die für uns in Frage gekommen wären, erstrecken sich bei einer Strecke von knapp 1.000 Kilometern über 14 Tage. Wir hatten allerdings – urlaubsbedingt – nur 12 Tage für die Tour Zeit. Das heißt, wir mussten leider an der einen oder anderen Stelle Abstriche an der Tour machen und über Forstwege oder Straßen fahren oder die Tagesetappen verlängern. Letztendlich haben wir uns für einen Mittelweg entschieden. 

Unser Hauptaugenmerk lag bei der Routenplanung auf einem sehr vielversprechend klingenden Buch. Zum einen wurde die Transpyr hier in 14 Tagestouren aufgeteilt, die jede für sich auch noch unterteilbar gewesen ist. Darüber hinaus konnte man sich gpx-Daten für die Tour runterladen. Dann hört es aber auch schon auf mit den Vorzügen dieser Literatur. Wir merkten schnell, dass die Ansprüche der Autoren (eher bergauf-orientiert) und uns (klar abfahrts-orientiert) stark auseinander gingen. Die – meiner Meinung nach – zum Teil herablassende Schreibweise und das stellenweise herunterspielen von Hindernissen kann bei weniger erfahrenen Fahrern schnell zur Selbstüberschätzung führen und andere in Gefahr bringen (welchen Anspruch ich an die Touren habe, die ich fahre, lest ihr hier). Wie dem auch sein, wir hatten das Buch und die dazugehörigen Karten dabei und uns daran orientiert.

Regelmäßig findet eine Art Rennen in Form einer Pyrenäenquerung statt und die Daten hierzu sind auf diversen Routenplaner und Navigationsseiten zu finden. Da diese Touren in der Regel aus recht langen Tagesetappen bestehen, haben wir uns nur daran orientiert, wenn wir aus Gründen der Zeitersparnis von unserer eigentlichen Route abweichen mussten.

Zusätzlich dazu hatten wir noch eine Karte der Pyrenäen von Reise Know How dabei, dessen Darstellungen groß genug waren, damit wir uns im Zweifelsfall orientieren konnten. Letztendlich hat sich diese Karte zur Unterstützung als wichtig erwiesen.

Fazit

Die Transpyr war alles andere als eine gewöhnliche Tour. Mal abgesehen von dem leicht verregneten Start am ersten Tag gab es zwischendurch nur einen kleinen Schauer. Ansonsten schien die ganze Zeit die Sonne und ließ die Temperaturen oft an der 40-Grad Marke kratzen. Das ist auch etwas, an das wir bei unserer Vorbereitung absolut gar nicht gedacht haben. Wir waren auf Regen und Wind vorbereitet aber nicht auf dieses krasse Gegenteil. Im Schnitt haben ich ca. sieben Liter Flüssigkeit am Tag zu mir nehmen müssen und hatte trotzdem noch Durst. Obwohl ich mehr als vier Liter Flüssigkeit im Rucksack und in Flaschen transportieren konnte, haben wir vorsichtshalber so oft wie möglich die Vorräte aufgefüllt. Im Gegensatz zu den Touren durch die Alpen waren wir in den Pyrenäen nie oberhalb der „Kuhscheiß-Grenze“, ab der man Gebirgswasser (wenn überhaupt) trinken kann. 

Allerdings muss man sich auch darüber im Klaren sein, dass Spanien kein Dritte-Welt-Land ist und – auch wenn die Besiedlung nicht so dicht ist wie in den Alpen – man immer wieder auch durch kleinere Ortschaften fährt. Darüber hinaus ist die Netzabdeckung mit mobilen (und schnellem) Internet deutlich besser als in Deutschland. Daher kam bei mir keine Panik auf und wäre meiner Meinung nach auch übertrieben gewesen. Einzige Konsequenz ist, dass ich das bei zukünftigen Touren noch mit berücksichtige und vielleicht einen Wasseraufbereiter (oder ähnliches) mitnehme.

 

Es gab tolle und anspruchsvolle Trails. Der überwiegende Teil des Weges bestand jedoch aus Pfaden und Wirtschaftswegen. Klar hätte ich mir einen höhen Singletrail-Anteil gewünscht, in Anbetracht der Länge der Tour und der Höhenmeter, die es zu bewältigen galt, muss man diesen Kompromiss wohl eingehen.

Im Vergleich zu den Alpen sind die Pyrenäen nicht so überlaufen und man hat sehr schnell das Gefühl der Abgeschiedenheit und Ruhe. Das hat mir persönlich sehr gut gefallen.

* Transpyr, Transpirenaica oder auch Pyrenäen-Cross. Im Netz kursieren viele verschiedene Namen für die Querung der Pyrenäen vom Mittelmeer an den Atlantik – oder umgekehrt. Als Synonym im Zusammenhang mit dem Fernwanderweg GR11 – einem der spanischen Fernwanderwege, der vom Mittelmeer an den Atlantik führt – wird die Route auch Senda Pirenaica oder Ruta Pirenaica genannt. Der Einfachheit halber haben wir immer nur von der Transpyr gesprochen – und so blieb es für uns bei diesem Namen.

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